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Fotoarbeiten von Eusebius Wirdeier
Der Brühler Kunstverein bietet in diesem Jahr zwei Jahresgaben an. Es handelt sich um Fotoarbeiten des Kölner Künstlers Eusebius Wirdeier, die er im Jahr 2003 in Brühl aufgenommen hat.
Jahresgabe 1:
Landschaft auf dem Weg nach Brühl, Bonnstraße bei Brühl
Vochem, 25.8.2003
Gelatinesilberabzug, 12,5 x 36 cm, Auflage 20
Jahresgabe 2:
Fünf Minuten in Brühl-Mitte, Carl-Schurz-Straße, 15.8.2003 Gelatinesilberabzug, 12,5 x 36 cm, Auflage 20
Preise:
Für Mitglieder des BKV: 60,- Euro
Für Nichtmitglieder: 120,- Euro
Rahmen:
Der Kunstverein bietet einen passenden Holzrahmen (60 x 50 cm) mit
zugeschnittenem Passepartout für eine bzw. für beide Arbeiten zum Preis von
55,- Euro an. Darin ist eine Spende in Höhe von 10,- Euro für den Verein
enthalten.
Bestellungen:
Bestellungen können telefonisch unter 0 22 32 - 92 53 83 oder per E-Mail an info@bruehler-kunstverein.de aufgegeben werden. Oder während der aktuellen Öffnungszeiten der Ausstellung in der Alten Schlosserei. Dort sind die Jahresgaben auch ausgestellt.
Jahresgaben der Vorjahre
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Anmerkungen von E. Wirdeier zu den Arbeiten:
Jahresgabe 1 zeigt eine Stadtrandsituation, die ich als Kölner "Landschaft auf dem Weg nach Brühl" nennen möchte. Das ist ein magischer Ort für mich, auf den ich aufmerksam wurde, als ich einmal sehr lange an der Schranke warten musste. Auf den ersten Blick passiert da gar nichts: Eine Schranke, die Bonnstraße macht dahinter eine Rechtslinkskurve - dahinter heißt sie Römerstraße -, mehrere Wirtschaftswege zweigen in die Felder nach Osten und Südosten ab. Von Westen mündet eine alte Allee, die von Vochem herunterführt, in diesen Kreuzungspunkt.
Hinter dem schiefstehenden Verkehrsschild stehen zwei technische Bauten, Betonkästen mit Stahltüren und Lüftungsschlitzen. Warum stehen die eigentlich da? Ganz links, im Südosten, unter den Hochspannungsmasten ist das Siebengebirge erkennbar - wenn man weiß, dass es dort ist.
Was ich nicht wusste, aber bei einem Blick auf die Landkarte erfahren habe, ist die Anwesenheit eines Baches, der diese Zone auch noch kreuzt, etwas weiter nördlich hinter meiner Kameraposition, der Weilerbach.
Die Kontaktabzüge sind ja relativ klein, aber wenn Sie mit einer Lupe hineingehen - oder diesen Ort tatsächlich aufsuchen - werden Sie noch viel mehr entdecken. Wir befinden uns nahe der Grenze zwischen der Köln-Bonner Rheinebene und der Brühler Lößterrasse. Tertiär und Quartär, das ist lange her, 66 beziehungsweise 2,4 Millionen Jahre. In den Zeiten des Urstromtals schwappte hier am Vorgebirgssockel der noch namenlose Rhein. Oben rechts, wo jetzt die Kirche von Vochem zu sehen ist und eine baumbestandene Kante, wird das Ufer gewesen sein. Dann kam ein Gletscher, der hier mächtig gewirkt hat, einiges mitnahm und einiges herbrachte....
Heute leben wir hier, gestalten die Landschaft und nutzen sie. Öffentlicher Raum. Die Aufnahmen sind vom 25. August 2003, das war mein vierter Versuch der Annäherung an diesen Platz.
Jahresgabe 2 könnte ich nennen: Fünf Minuten in Brühl-Mitte. Ich trieb mich mit der Kleinbildkamera in Brühl herum, auf der Suche nach dem "Nabel der Welt", denn ich wollte - wie versprochen - dem Kunstverein einige Fotografien aus Brühl als Jahresgaben abliefern. Dabei kam ich an diesen Ort, der Brühl-Mitte heißt: zwei Bahnsteige, Normaluhren, Lampen, Papierkörbe. Eine Fußgängerunterführung, über die Straßenbahnen nach Bonn und Köln rollen. Büsche, Bäume und dahinter einige höhere Häuser. Das war am 14. August mittags, ich machte einige Aufnahmen bei bedecktem Himmel. Gut, am nächsten Tag war ich wieder hier, um diesen Bahnsteig mit der Großformatkamera aufzunehmen. Das ist eine ganz anderes Arbeiten, weniger diskret, weil die Kamera in einem großen Koffer hergetragen wird, dann auf einem Stativ steht. Mit dem großen schwarzen Einstelltuch bekam die Angelegenheit etwas Feierliches, zusätzlich gab es noch einen freundlichen Studenten, der mit einem Schirm der Kamera Schatten spendete.
Es war wie am Vortag kurz nach eins. Zwei Herren näherten sich in Ausübung ihres Berufs und begehrten, auch mal aufgenommen zu werden. "Wird gemacht". Auf der nächsten Aufnahme steht ein älterer Herr am Geländer, auf der dritten betritt ein junges Paar den Bahnsteig. Die vierte Aufnahme ist fast menschenleer - inzwischen sind einige Bahnen aus Bonn und Köln eingetroffen und wieder losgefahren. Der gegenüberliegende Bahnsteig leert sich, füllt sich wieder. Auch auf den Fahrdrähten verändert sich die Sitzordnung der Tauben, Wolken ziehen vorbei und die Zeit schreitet voran. Öffentlicher Raum. Diesmal habe ich die Kamera starr in ihrer Position gelassen, einfach diesen lapidaren Blick in Richtung Bonn beibehalten: Sie sehen, es ist gar nicht so viel los auf meinen Bildern. Werfen Sie bitte in dreißig Jahren noch mal einen Blick darauf.
Eusebius Wirdeier zur Eröffnung der Ausstellung "Fotografie und Skulptur"im Brühler Kunstverein am 14. September 2003
Literatur:
- Harms Heimatatlas Köln, bearb. Von C. H. Lübbert u. H. Welters, Frankfurt 1957
- Köln - Der Historisch-Topographische Atlas, Hrsg. Wiktorin, Blenck, Nipper, Köln 2001
- Köln/Bonn/Aachen Stadtatlas, Berlin 1994
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