Brühler Kunstverein
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Christine Fausten - "Aus den Gärten komm ich zu euch"

Ausstellung vom 8. März bis 29. März 2020

Zur Ausstellung

"Christine Fausten, die bereits in Japan, Italien, Serbien, Deutschland und der Schweiz ausgestellt hat, gehört zu den Cross-Over-Talenten in der Kunstszene. Sie malt, singt, zeichnet, näht, entwickelt immer wieder neue, höchst originelle Skulpturen, sie spielt Akkordeon und ist eine Netzwerkerin auf der Spielwiese internationaler Künstler."

Ihr bisheriges Oeuvre ist äusserst vielseitig. Zusammen mit der Malerei gehören dreidimensionale Objekte und Figuren sowie in verschiedenen Projekten die Einbeziehung von Musik zu ihrem künstlerischen Schaffen.
In der Ausstellung im Brühler Kunstverein richtet die Künstlerin den Fokus auf eine Gesellschaft lebensgroßer Fantasiegeschöpfe, die sich in einer Installation schwebender Objekte befindet. Es handelt sich um eine Figurengruppe kleiner Erwachsener, die in ungewöhnlichen Behausungen gemächlich treibend unterwegs zu sein scheinen. Zarte Korbgebilde aus transparentem Stoff und Draht bieten den menschlichen Figuren einen fragilen Schutz im Raum. Auf der Suche nach Neuem wirken diese "Reisenden" in ihren durchsichtigen "Stoffplaneten" zerbrechlich in sich gekehrt, dabei gleichzeitig besonnen und selbstbewusst.
Eingebettet in ihre Habseligkeiten, Erinnerungsfetzen aus Stoff und Papier, reisen die Figuren mit ihrem Hab und Gut in eine ungewisse Zukunft, angewiesen auf die Akteptanz und den Respekt ihres Gegenübers, der aus sicherer Distanz einer Begegnung zustimmen oder das Gefährt unbeteiligt an sich vorbeiziehen lassen kann. Kommt es in der Ausstellung zu einer Begegnung mit dem Kunstobjekt, so fühlt der Betrachter in sich das gleiche Bedürfnis nach einem respektablen Lebensraum, in dem er Schutz und Erholung findet.

Christine Fausten wird zur Vernissage, anlässlich des 250-jährigen Hölderlin-Jubiläums, einige vertonte Gedichte mit Gesang und Akkordeon vortragen. Während der Ausstellungsdauer ist eine von der Künstlerin bearbeitete Form der Komposition von J.M. Hauer zu Hölderlins "Vom Himmel lächelt zu den Geschäftigen milde das Licht herab" mit Akkordeon zu hören.

Christine Fausten, Objekt
Christine Fausten, schwebendes Objekt

Ein kurzer Film zur Ausstellung: Christine Fausten

Christine Fausten im Interview mit Kathrin Höhne: Video

Zur Künstlerin

Christine Fausten studierte von 1992 bis 1997 an der Kunstakademie ihrer Heimatstadt Düsseldorf Malerei bei Prof. Gotthard Graubner. Später studierte die Künstlerin von 2001 bis 2004 an der Hochschule für Musik in Basel zusätzlich Musikpädagogik.

Werke von Christine Fausten befinden sich in öffentlichem und privatem Besitz.

Sammlungen: Emil und Rosa Richterich Beck Stiftung I Sammlung Ricola, Laufen/Schweiz
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen:

2020   Tokyo/Japan, Gallerie DIEGO
     Nagoya/Japan, Gallerie Laura Junko Momiyama
     Frauenmuseum Bonn, Projekt Beethoven
2019   Basel, Universitäre Psychiatrische Kliniken
2018   Hildesheim, Galerie im Stammelbach-Speicher
     Kunstverein Trier
2017   Japan/Nagoya Galerie Laura Junko Momiyama
     Kulturforum Laufen, Schweiz
2016   Kunstverein/Museum der Stadt Schopfheim
2014   Kulturforum FFFZ ev.K. Düsseldorf

Gruppenausstellungen:
2018   Bündner Kunstmuseum Chur, Jahresausstellung
     Regionale 19, Stapflehus Weil am Rhein
     Frauenmuseum Bonn
     DOCK Basel, Gastspiel
2017   Papiermuseum Basel, Edition/Basel
     Petersburger Raum für Kunst, Köln
2016   Liste-Art Fair Basel, Kaskadenkondensator
2015   E-Werk Freiburg
2012   Palazzo Albrizzi Venedig



Christine Fausten, Papiercollage, 30x30cm, 2019
Christine Fausten, Papiercollage, 30x30cm, 2019

Eröffnungsrede von Nana Tazuke

Christine Fausten „Aus den Gärten komm ich zu euch“

Das Innere und das Äußere – mit der Thematik beschäftigten sich bereits zahlreiche historische Künstler und Künstlerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere die Expressionisten und die Konstruktivisten. Künstler wie unter anderem Wassily Kandinsky, Piet Mondrian und Paul Klee drückten Emotionen, Erinnerungen, philosophische Gedanken und geometrische Ordnungen aus der Natur in einer reduzierten Form auf Leinwand aus. Dabei ließen sie sich nicht nur von bildenden Künsten, sondern auch vom Theater und der Musik inspirieren.

Die Erschaffungen von Christine Fausten wurden ebenso von verschiedenen Genres wie Malerei, Skulptur, Gedichten, Performance und Musik beeinflusst, welche sich auf ihren vielseitigen Werdegang beziehen. Fausten begann ihre Karriere als Maskenbildnerin an der Deutschen Oper am Rhein. Danach entschloss sie sich dafür, ihre künstlerische Tätigkeit zu vertiefen und studierte Bildende Kunst bei Gotthard Graubner an der Kunstakademie Düsseldorf. Dort experimentierte sie mit der Verwendung verschiedener Materialien und arbeitete beispielsweise mit Bronze. Des Weiteren besuchte sie auch Philosophie-Unterricht, sodass letztendlich vielfältige Ausrichtungen ihres Studiums ihre heutigen Tätigkeiten beeinflussen. Nach ihrem Abschluss der Kunstakademie in Düsseldorf zog sie in die Schweiz und offenbarte dort ihre musikalischen Talente. Ihre mannigfaltigen Inspirationsquellen sind jedoch stets in einem Element verwurzelt, der Natur.

Die gebürtige Düsseldorferin entdeckte ihr Interesse an der Natur bereits in ihrer Kindheit. Ländliche Landschaft ist um die Hauptstadt des Bundeslandes NRW einfach zu finden, wo Fausten beispielsweise oft mit ihrem Hund spazieren ging. In den 1990er-Jahren wechselte sie ihren Wohnort ins Baselland. Sie lebt und arbeitet an einem naturfreundlichen Ort, da sich ihr Haus zwischen Gemüsefeldern und Bergen und direkt neben einem Bach befindet. Dies ermöglicht es ihr, den natürlichen Kreislauf, einschließlich des Lebens der Tiere zu verfolgen. Dabei fragt Fausten, "wie viel Tier steckt in Dir und mir?" Die menschengroßen Stofftiere, deren Materialien die Künstlerin häufig von ihrer Familie und Freunden erhielt, deuten auf subtile Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Menschen und Tiere hin. Ihre Schöpfungen stellen ein Zusammenleben von Menschen und Natur in Form von Malerei, Skulptur, Collagen und Druckgrafiken dar. Dies führt letztlich zu einem Dialog zwischen der Thematik und unterschiedlichen Gattungen anlässlich einer jeden Ausstellung. Seit langem faszinieren die naturbezogenen Gedichte von Friedrich Hölderin die Künstlerin Christine Fausten. Hölderins Vorbild für die Natur stammt aus der griechischen Philosophie sowie Ästhetik und insbesondere aus idealistischen Darstellungen der Natur.

Die Ideenlehre vom Philosoph Plato ist bekannt – materielle Dinge auf der Welt, das Eidos, sind weniger bedeutsam als geistige Urbilder, die Idee. Plato schätzte die Idee sehr hoch ein, da Materialien nur eine Imitation der Idee seien. Diese Erscheinung der Idee entspricht seiner Meinung nach dem Kern, dem Wesentlichen, sowie purer Reinheit. Der neoplatonistische Philosoph Plotin beschrieb im 3. Jahrhundert infolgedessen die Art und Weise der Wahrnehmung von der unsichtbaren Idee im Eidos: Wovon sind wir begeistert? Was berührt uns? Laut Plotin werden Menschen bei der Bewertung einer Sache oder Person meistens von der oberflächlichen Schönheit verführt. Ein repräsentatives Beispiel davon ist die griechische Mythologie von Narziss, in der er im Wasserspiegel von seinem eigenen Gesicht bezaubert wurde. Deshalb meinte Plotin, dass jeder Mensch darin ausgebildet werden sollte, durch die eigene Seele wahrnehmen zu können. Dabei erläuterte er, dass die unsichtbare Schönheit aus der Natur bzw. von dem Schöpfer der Natur stammt. Diese Schönheit visualisieren Künstler und Künstlerinnen durch ihre Erschaffungen, welche jedoch keine Imitationen der materiellen Dinge sein sollen.

Es ist kaum verwunderlich, dass die ästhetischen Ausdrücke der Natur in den Gedichten von Hölderin, welche von griechischer Philosophie beeinflusst wurden, die Künstlerin Christine Fausten faszinieren. Hölderins Beschreibung von der natürlichen Energie spürt Fausten in ihren täglichen Beobachtungen der Natur. Ihre Eindrücke davon stellt sie in ihren Kunstwerken dar, welche diverse Verbindungen aller Personen mit Tieren und Pflanzen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hinterfragen.

"Zeitreisen" ist seit dem letzten Jahr ein neues Thema von Fausten. Die kleinen Stoffskulpturen, welche auf Stoff-Betten liegen, werden in der Regel an der Zimmerdecke aufgehangen. Die schwebenden Skulpturen berühren nicht die Erde, als ob sie keine Spuren in dieser Epoche hinterlassen möchten. Sie sind hier in dem Raum, können aber schon im nächsten Moment zu einer neuen Zeitreise in ein anderes Land aufbrechen. Nächster Halt sind die kommenden Ausstellungen in Japan.
Die Stofffiguren tragen farbige märchenhafte Kleider, welche mit futuristischem Aussehen assoziiert werden können. Farblose Druckarbeiten erschaffen eine nostalgische Atmosphäre und erinnern uns an fotografische Arbeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Collagearbeiten aus verschiedenen Materialien, die Fausten auf Reisen gesammelt hatte, ergeben multikulturelle Hintergründe. Ihre Schöpfungen befinden sich auf der plastischen, zweidimensionalen sowie musikalischen Ebene, wobei Zuschauer und Zuschauerinnen eine Zusammenführung dieser in ihrer Ausstellung erleben können. Zudem lassen uns ihre Arbeiten kein Zeitalter erkennen. Dies weist auf einen unveränderbaren Kern, die Idee, von Menschen, Tieren, sowie Pflanzen hin. Die Kunstwerke von Christine Fausten sprechen unseren sechsten Sinn an, um uns das Innere, das Wesentliche und das Unsichtbare auf dieser Welt wahrnehmen zu lassen.
© 2020 Nana Tazuke

 

Bilder von der Eröffnung

Ausstellungseröffnung Christine Fausten, ©BKV

Die Kunstvereinsvorsitzenden Karola Meck-Theben und Gaby Zimmermann, die Künstlerin Christine Fausten
und die Kunsthistorikerin Nana Tazuke (v.l.n.r.)


Ausstellungseröffnung Christine Fausten, ©BKV

Christine Fausten trägt Hölderlin-Gedichte vor und begleitet sich mit dem Akkordeon

Ausstellungseröffnung Christine Fausten, ©BKV

Besucher der Vernissage

Ausstellungseröffnung Christine Fausten, ©BKV

Besucher der Vernissage

Fotos: Elvira Callies

Bilder der Ausstellung

Ausstellung Christine Fausten, ©BKV

Ausstellung Christine Fausten, ©BKV

Ausstellung Christine Fausten, ©BKV

Ausstellung Christine Fausten, ©BKV

Ausstellung Christine Fausten, ©BKV

Fotos: G.M.Wagner