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Anica Blagaj und Franco Melis
Menschen mit medizinisch-wissenschaftlich bedingten Evolutionssprüngen
Ausstellung vom 6. Juni bis 28. Juni 2020
Die Zukunft ist schon da
Der Brühler Kunstverein gehört zu den ersten Kunstvereinen in Deutschland, die nach Wochen der Abgeschlossenheit ihre Ausstellungstätigkeit wieder aufnehmen. Ab dem 6. Juni können die Besucher in der Alten Schlosserei am Marienhospital eine Ausstellung zu erleben, die sich auf interessante Weise mit dem Thema des Fortschritts beschäftigt. Im Mittelpunkt steht dabei nicht die Frage, welche Möglichkeiten sich durch die rasante Entwicklung bei Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Genforschung ergeben, sondern wie der Mensch als Lebewesen mit dieser Geschwindigkeit zurechtkommt. Das Künstlerduo Blagaj/Melis hat dazu eine Ausstellung konzipiert, die den Besuchern auf verschiedene Weise Raum und Anregung bietet, sich diesem spannenden Thema zu nähern. Anica Blagaj und Franco Melis arbeiten seit 1997 in Kunst-und Theaterprojekten zusammen und so gibt es neben Bildern, Klängen und Text einen virtuellen Raum, den die Künstler in Zusammenarbeit mit CAD Schroer entworfen haben - einer Firma für Softwareentwicklung. Geplant ist diese Ausstellung schon seit dem letzten Jahr, aber durch die Corona Pandemie bekommt sie nun eine zusätzliche Brisanz.
Und für die notwendigen Hygienemaßnahmen sind Lösungen gefunden worden, die aus der Not eine Tugend machen. Es gibt nicht nur eine Vernissage, sondern ein Eröffnungswochenende, an dem die Künstler Freitag, Samstag und Sonntag anwesend sind. Zudem wird der Garten am Kunstverein mit Stühlen und Sitzgelegenheiten ausgestattet, die zum Verweilen einladen, sollte mal die Anzahl der erlaubten Besucher im Ausstellungsraum erreicht sein. Los geht es am Fr, 5.6. um 19.30 Uhr. Die Einführung macht Dr. Peter Lodermeyer.

Anica Blagaj,o.T.,Zeichnung auf Papier, 2010
Zur Ausstellung
Leben bedeutet Wandel, Entwicklung, Evolution - sowohl beim einzelnen
Lebewesen als auch beim Gesamtsystem Natur.
Doch was passiert, wenn sich die Veränderungen der Lebensbedingungen,
angetrieben durch die digitale, technische Revolution in einer Geschwindigkeit
vollziehen, dass sie für den Menschen unkontrollierbar und unvorhersehbar
werden.
Die Möglichkeit den Menschen zu optimieren, durch hochwertige Prothesen,
organische Ersatzteile aus dem 3D-Drucker, Vernetzung des Menschen
mittels Chip-Implantaten mit externer Software, sind schon jetzt keine Utopie
mehr. Und die Geschwindigkeit, mit der sich bahnbrechende Erfindungen in
den Alltag des Menschen drängen, potenziert sich mit jeder weiteren digitalen
Entwicklungsstufe.
Ausgehend von diesem Szenario haben die Künstler Anica Blagaj und Franco
Melis ihre "Visuelle Theorie über Menschen mit medizinisch-wissenschaflich
bedingten Evolutionssprüngen" entwickelt.
Grundlage sind Zeichnungen von Blagaj, die Menschen mit sehr deutlichen
Veränderungen zeigen. Auch wenn ihre Umrisse noch erkennbar sind, so
scheinen sich die dargestellten Wesen gerade in Auflösung oder
Transformation zu befinden. Die Gesichter sind verformt, Gliedmaßen fehlen,
zugleich gibt es neue, nicht zu definierende Auswüchse. Welche Art von
Mensch ist das? Sind es überhaupt noch Menschen und wie ist es zu diesen
Mutationen gekommen? Sind sie das Ergebnis einer Katastrophe,
misslungene Forschungsprojekte oder einfach zukünftige Normalität, das
Resultat der Genforschung. Und welche architektonischen Konsequenzen
müssen daraus folgen?
In Korrespondenz zu Anica Blagaj's Arbeiten hat Franco Melis eine
Audioinstallation eingerichtet, die diesen Fragen auf satirisch, pointierte Weise
nachgeht und den Raum atmosphärisch erweitert. Man hört die Stimmen der
zukünftigen Wesen, die über ihre Lebensumstände sprechen, ihre
Wohnsituation schildern und von den Vorteilen geglückter
Architekturlösungen berichten.
Blagaj's Bilderreigen lässt zusammen mit Melis' akustischer Dimension ein
Szenario entstehen, das ihre Visionen von zukünftigen Lebensumständen
plastisch werden lässt und Raum bietet für Assoziationen und Phantasien der
Betrachter.
Aktuell haben Blagaj/Melis in Zusammenarbeit mit der Firma CAD Schroer
einen virtuellen Raum entworfen, der zukünftige Lebensumstände noch auf
andere Weise plastisch werden lässt.
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